Seit Anfang 2020 geht es auf dem deutschen Stellenmarkt wild auf und ab. Nachdem mit dem ersten Lockdown im März 2020 branchenübergreifend schlagartig die Zahlen der Stellengesuche und Jobangebote eingebrochen waren, erlebten einige Nischen nur kurze Zeit später einen regelrechten Job-Boom. Besonders in der IT, Web-Development, Content Creation oder Social Media Marketing öffneten sich Türen für Fachkräfte, die auf Jobsuche waren. Denn vielen Unternehmen fielen die digitalen Versäumnisse der Vergangenheit nun unter den strikten Corona-Bedingungen auf die Füße. Jetzt, wo alle Ladengeschäfte und Verkaufsräume geschlossen waren und es die herkömmlichen Touchpoints mit der Kundschaft aus der analogen Welt nicht mehr gab, suchten die Unternehmen nach Experten, die Online-Shops aufbauten, in den Sozialen Netzwerken die Werbetrommel rührten oder frischen Content für Produkte schufen.
Auf der Höhe des ersten Shutdowns 2020 fand sich der Stellenmarkt erschüttert wieder. Personalvermittler berichteten von Rückgängen der Personalgesuche von Unternehmen von 30 %. Auch jetzt, nach dem zweiten Shutdown mit der dritten Corona-Welle in den Startlöchern hat sich der Arbeitsmarkt in Deutschland noch lange nicht normalisiert. Personalvermittler erleben das täglich hautnah. Anfragen von Unternehmen auf der Suche nach Personal für den Tourismussektor sind effektiv verschwunden, die Nachfrage nach IT-Personal dagegen stark gestiegen. Die Corona-bedingte Unsicherheit in der deutschen Wirtschaft verändert auch die Rekrutierungshorizonte der Firmen. Wo sich Personalvermittler in der Vergangenheit fast ausschließlich mit der Vermittlung von Fachkräften für Vollzeitstellen und unbefristete Anstellungen befassten, erhalten sie heute wesentlich kurzfristigere und unverbindlichere Personalanfragen von Betrieben. Für die Branche der Personalvermittler ebenfalls neu in der veränderten Corona-Arbeitswelt sind die verstärkte Nutzung von Outplacement-Dienstleistungen. Viele Unternehmen, die ihre Angestellten in der Krise entlassen müssen, beauftragen Personalvermittlungsagenturen, um entlassenen Mitarbeitern die berufliche Neuorientierung zu erleichtern.
Das Modell Freelancing als Gewinner in der Krise?
Dass sich der Stellenmarkt in Deutschland in der Corona-Krise verändert hat und Unternehmen nun vor allem kurzfristig und kurzweilig verfügbares Personal für digitale Projekte suchen, freut vor allem Freelancer. Freelancer, Freiberufler und Selbstständige arbeiteten auch vor der Krise schon komplett selbstbestimmt und auf Projektbasis. Für Freelancer sind die veränderten Arbeitsbedingungen in Zeiten von Corona nichts Neues. Digitale Arbeit und Remote Work ist Teil der Freelancer-DNA, kaum eine Arbeitnehmergruppe war besser auf die Veränderungen der Arbeitsweisen während der Shutdowns vorbereitet als Freelancer.
Der große Gewinn für das Modell Freelancing ist, dass Unternehmen und komplette Wirtschaftszweige in der Corona-Krise schlagartig zwei wesentliche Erkenntnisse hatten: die Digitalisierung muss unbedingt vorangetrieben werden, und, die projektbasierte Zusammenarbeit mit Freelancern ist einfacher als gedacht. Plattformen für Freelancer-Jobs haben 2020 bereits festgestellt, dass etwa drei Viertel der Aufträge, die Freelancer im September und Oktober annahmen, von Neukunden stammten. Branchenübergreifend haben Unternehmen also verstanden, wie hilfreich die Freelancer-Zusammenarbeit sein kann. Auch die großen Sozialen Job-Netzwerke springen auf den Freelancer-Wagen auf. LinkedIn beispielsweise bestätigte jüngst, dass die Plattform zurzeit daran arbeite, eine eigene Freelancer-Vermittlung aufbauen zu wollen. Beweggrund seien die enorm gestiegenen Suchanfragen im Netzwerk nach Freiberuflern. Hier suchten Betriebe vor allem nach den digitalen Fachkräften aus IT, Engineering, Marketing, Web-Development und Design.
Personalvermittlung vs. Freelancer: Wer kommt besser aus der Krise?
Freelancer kommen besser durch und aus der Corona-Krise, weil sie bereits besser auf eine digitale, moderne Arbeitswelt vorbereitet waren. Die Veränderungen, an die Personalvermittler sich grade mühselig gewöhnen müssen, sind für Freelancer schon seit Jahren gelebter Job-Alltag. Die wesentlichen Qualitäten von Freelancern, namentlich Anpassungsfähigkeit, Flexibilität, sofortige Einsatzfähigkeit, helfen Freiberuflern durch die Krise. Im Vergleich zu schwerfälligen Prozessen in der Personalvermittlung, bei denen geeignete Kandidaten zunächst identifiziert werden müssen, bevor Bewerber und Unternehmen zusammengebracht werden können, schneiden sofort verfügbare Freelancer mit Expertenwissen und wichtigen digitalen Skills bedeutend besser ab.